No. 3 – das Betthupferl aus Folge #3
14. Oktober 2024No. 5 – das Betthupferl aus Folge #5
11. November 2024No. 4 - Das Betthupferl aus Folge #4
Von Catherine Faber
"Plappergeister sind in der Lage, von jedem Gegenstand und jedem Menschen Besitz zu ergreifen, mit dem die heimgesuchte Person gerade Kontakt hat", spukt es wie ein Mantra durch Sebastians Kopf...
Nicht gerade eine gute Nachricht für einen frisch Heimgesuchten.
Er sitzt im Stadtpark auf einer Bank und ruht seine müden Beine aus, die sich nach der Flucht vor der besessenen Bibliothekarin ganz schön zittrig anfühlen. So richtig geholfen hat ihm das Lexikon nicht. Zwar weiß er nun, mit was für einem Wesen er es wohl zu tun zu haben scheint – doch wie er den plappernden Dämon nun wieder los wird, das hat ihm der alte Wälzer nicht verraten.
Sebastian fährt sich mit der Hand durch die vom Herbstwind zerzausten Haare und versucht, einen klaren Gedanken zu fassen. Wäre er die Hauptfigur in einem Blockbuster, würde er wohl die Ghostbusters rufen, oder vielleicht einen Priester für einen Exorzismus aufsuchen. Moment, ist das vielleicht sogar die Lösung?
Er legt die Stirn in Falten. So richtig religiös ist er eigentlich nicht, doch eine Kirche liegt nicht weit entfernt und einen Versuch ist es allemal wert. Immerhin ist das ja kein hinnehmbarer Dauerzustand, mit diesem Plappergeist!
Ein mulmiges Gefühl beschleicht ihn, so ein Gotteshaus hat ja oft auch etwas Gruseliges an sich. Aufmunternd klopft sich Sebastian auf die Oberschenkel, steht auf und will gerade in Richtung katholische Kirche losstapfen, da ertönt hinter ihm ein “Heeeey”. Ungläubig dreht er sich auf dem Absatz um und starrt die Parkbank an, auf der er gerade noch gesessen hatte.
“War doch gerade so gemütlich hier, geh nicht weg, du kannst doch nicht ewig vor mir weglaufen”, spricht die Bank zu ihm.
“Sag mir doch endlich mal, was das soll,” ruft Sebastian ungehalten. Er ist genervt. Könnte ihn endlich mal jemand ganz fest zwicken, damit er aus diesem Alptraum erwacht? Kaum hat er den Gedanken fertig gedacht, nimmt er eine flinke Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Und noch bevor er sich entsinnen kann, sprintet ein geiferndes Eichhörnchen auf ihn zu, klettert wie besessen sein rechtes Hosenbein hinauf, setzt zum Sprung an und beißt ihm im Vorbeifliegen so derart fest in den Daumen seiner linken Hand, dass er laut aufjault.
“Himme!” entfährt es Sebastian, "da Deifi soi di hoin, du godvareckds Miststickl!”
“Was?!” plärrt das Eichhörnchen aus einigen Metern Entfernung zu ihm hinüber, “du wolltest doch, dass dich jemand zwickt!”
Sebastian steckt sich den blutenden Finger in den Mund und sprintet los. “Menschen, Gegenstände und jetzt auch noch gedankenlesende TIERE?! Ab in die Kirche,” denkt er still bei sich, während sein Puls rast. "Ich brauche ernsthaft eine Teufelsaustreibung oder was auch immer nötig ist, um aus dieser unheilvollen Misere zu entkommen."
Völlig auf seine Flucht aus dem Park fixiert und nur den Kirchturm im Visier, merkt er nicht, dass ihm das kleine, flinke Eichhörnchen dicht auf den Fersen ist…